Warum klassisches Unterbrechungsmarketing (Interruptive Marketing) von disruptiven Methoden (Disruptive Marketing) abgelöst werden wird.
Marketing funktioniert bisher vor allem auf eine Weise: Der (potentielle) Kunde wird bei dem, was er gerade macht, unterbrochen und eine Botschaft wird gesendet: „Kauf doch!“.
Es wird deshalb „interruptives Marketing“ genannt, weil es die Zielperson unterbricht. Wir kennen das vom Fernsehen: Der Film läuft, wird spannender und dann… Werbepause… „Kauf doch!“… Das Dilemma dabei: Der Kunde wird nur unterbrochen bei dem, was er tut – dann macht er damit weiter.
Disruptives Marketing verursacht ein Umdenken beim Kunden
Disruptives Marketing verfolgt einen ganz anderen Ansatz: Hier wird der künftige Kunde zu einem Richtungswechsel veranlasst. Das kann durchaus auch durch eine Unterbrechung passieren, läuft aber im Weiteren anders: Während bei interruptiven Marketingansätzen also der Kunde eben weitermacht wie zuvor, verfolgt das disruptive Marketing den Richtungswechsel…
Man kann sich gedanklich dem disruptivem Marketing nähern, indem man von den sogenannten Disruptiven Innovationen her denkt, das sind Neuerungen, die neue Märkte schaffen, welche die vorherigen Märkte überflüssig machen oder diesen zumindest hoch überlegen sind. Uber ist ein solches Beispiel. Die Internetplattform bringt mit ihrem Ansatz, Privatfahrer als Taxifahrerersatz zu nutzen, die althergebrachte Taxibranche in große Bedrängnis. In manchen Teilen der Erde soll der Taximarkt deshalb schon zusammengebrochen sein.
DAS ist es, was ich unter einer Richtungsänderung verstehe, und DAS ist es, was Disruptives Marketing künftig leisten wird: Klassische Märkte und Produkte werden obsolet, weil das Marketing mit Methoden den Kunden anspricht, die nicht mehr auf der Hauptaussage „Kauf doch!“ beruhen, sondern die ihn sein Denken und Handeln so überdenken lassen, dass er sein Verhalten verändert. Eben: Richtungswechsel.
Disruptives Marketing ist Inhalt, Interruptives Marketing nur Fassade
Vor diesem Hintergrund wird die Information wieder wichtiger, nicht die Fassade. Oder um es deutlich zu sagen: Interruptives Marketing ist wie eine Prostituierte, die sich Dir in den Weg stellt: aufgetakelt, mit viel zu viel Make-up im Gesicht und dickem Lippenstift auf dem Mund. Alles an ihr ist Fassade und schreit: „Kauf mich!“ Okay, vielleicht gehst Du mit ihr auf´s Zimmer, machst eine schnelle Nummer – aber danach gehst Du wieder Deiner Wege wie vorher. Das ist Interruptives Marketing…
Im Gegensatz dazu steht dann das Disruptive Marketing, das den Denkansatz „Ich muss meine Fassade möglichst optimal aufhübschen, damit einer anbeisst“ zerstört (=Disruption) und versucht, mit anderen Werten zu agieren: Von der Fassade also zum Inneren Kern, zu den Inneren Werten… Vom „Kauf mich!“ zum „Überleg Dir, was es Dir bringt, wenn Du Dein Leben mit mir verbringst!“ (oder so ähnlich)…
Das passiert gerade ganz oft im Bereich des Content Marketings (zumindest, wenn es gut gemacht ist): Über die Vermittlung des Nutzens wird dem User/Kunden klar, warum er das Produkt oder die Dienstleistung kaufen soll, nicht, weil eine Marketingnutte in Strapsen vor ihm steht und „Mach´s mir!“ haucht…
Da fällt mir spontan ein: Nicht umsonst ist das Thema Sex im Interruptiven Marketing so sehr präsent und nicht umsonst heißt es ja: „Sex sells!“: weil es um die Fassade geht, die schnelle Nummer, das schnelle „Kauf mich!“, das ja eigentlich für „F***k mich!“ steht.
Immer nur Sex wird irgendwann tatsächlich langweilig
Aber wie das so ist: Es gibt nichts unerotischeres, als einen Nacktbadestrand! Wenn alle um Dich herum nackt sind, dann ist Nacktheit nichts besonderes mehr, es wirkt nicht mehr anziehend, sondern törnt eher ab… Und so geht es uns doch allen mittlerweile, in dieser nuttigen Marketingwelt, in der jedes Unternehmen von seinem Produkt behauptet, es sei das Geilste, das Beste, das Most-Sexy, das whatthefucksoever… in dieser Welt wenden wir uns doch immer mehr von diesen Firmen ab, die alle versuchen, uns durch Strapse (Fassade) zu ködern. Zumal sie das ja ständig, immer wiederkehrend, penetrant und auf Unterbrechung basierend tun. Das nervt!
Werbung nervt!
Die Werbebranche erlebt in manchen Bereichen einen Schiffbruch wie einst die Titanic: Wer schaut noch Fernsehwerbung, wer liest noch Anzeigen, wer liest die lästigen Popups auf Internetseiten durch, bevor er sie wegklickt? Interruptives Marketing nervt, weil es versucht, uns immer und überall zu dabei zu unterbrechen, egal, was wir gerade tun. Sagte ich schon: DAS NERVT!?
Und deshalb gilt es mit dem Disruptiven Marketingansatz genau dieses Denken der Marketeers zu zerstören: Es geht NICHT um das nuttige Outfit (Werbefotografen ade, sorry) , es geht NICHT um die schnelle Nummer, es geht NICHT um das „Kauf mich!“!!! Nein, liebe Marketingverantwortliche da draussen: Ihr seid nicht die Zuhälter eurer Produkte und Dienstleistungen, die ihr in Strapse kleidet und mit tiefen Ausschnitten verseht, damit der Kunde Kunde wird…
Es geht im Disruptiven Marketing um etwas anderes: Es geht um den Richtungswechsel bei denen, die das Marketing machen, aber auch um den Richtungswechsel bei denen, die das Marketing betrifft: Sie sollen umdenken lernen und sich nicht mehr auf die Fassade konzentrieren, sondern den Kern, die inneren Werte, den Nutzen!
Disruptives Marketing heißt vor allem: Umdenken, Querdenken
Das bedeutet aber vor allem erstmal auf Seiten der Marketing-Macher: Umdenken! Querdenken! Alte (Denk-)Mauern niederreißen und neue Wege gehen! Weg vom Marketing-Zuhälter hin zum Kunden-Coach.
Guerilla-Marketing zeigt da schon ganz oft Möglichkeiten: Es durchbricht Denkmauern, zerstört (Kunden)-Erwartungen, geht neue Wege.
Mit dem Social Media Marketing wird es künftig noch einfacher, Neues auszuprobieren und etablierte Marketingpfade zu durchbrechen. Ich bin überzeugt: Hier wird künftig was passieren, was das Marketing ganz stark verändern wird!
Vor allem muss das Marketing weg von der produktorientierten Absatzgetriebenheit hin zur kundenorientierten Nutzenkommunikation. Strapse sind ja schön und gut – aber auf Dauer????
Wenn aus Zuhältern Berater werden, dann schlägt die Stunde des Disruptiven Marketing
Wenn also die Marketing-Macher erkennen, das die Kunden sich verändert haben, dass sie anders gewonnen werden wollen (und können!) als mit den immergleichen Strapsen-Argumenten, wenn sie von Marketing-Zuhältern zu nutzenorientierten Kundenberatern werden, dann treffen sie weiterhin auf ihre Kunden.
Wenn sie aber so weitermachen wie bisher… naja… wer auf Prostitution steht, kann´s ja machen, wenn er meint… Nachhaltig ist das nicht und perspektivisch bedeutet das nur: immer mehr Geld für immer glamourösere Strapse ausgeben zu müssen…
Foto: https://www.flickr.com/photos/mblouir/