„Social Karma“ als Nachfolger des Leumunds?

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„Social Karma“ als Nachfolger des Leumunds?
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Was früher der Leumund war, wird im Rahmen der Kommunikation innerhalb der Sozialen Medien zum „Sozialen Karma“

In den neuen  Sozialen Medien wie facebook, XING, Twitter & co. zu kommunizieren macht vielen Menschen Angst: Sie fürchten sich vor den schlecht einzuschätzenden Konsequenzen ihres Redens/Schreibens.

Vor allem Unternehmen tun sich schwer mit dieser neuen Art der Kommunikation.

Dabei ist es doch eigentlich recht einfach, wenn man sich ein Bild vergegenwärtigt,das wir seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden kennen: den Marktplatz.

Der Marktplatz als Forum

  • Wer hat sich allen Ernstes früher auf den Dorfmarktplatz gestellt, noch völlig fertig und angetrunken vom Vorabend und von seinen Ausfällen am Vorabend erzählt?
  • Wer hat sich laut auf den Platz gestellt und jemanden angeschwärzt, beleidigt, gedemütigt?
  • Wer hat auf dem Marktplatz alle Anwesenden zu seiner nächsten Feier eingeladen?

Niemand (der einigermaßen bei Sinnen war)!

Nun – und genau so sollte es sich auch bei facebook, Twitter, XING und co. gestalten – eigentlich ganz einfach, oder?!

Und auch für Firmen könnte der oberste Leitsatz lauten: Was kann ich nach draußen kommunizieren, das ich auch auf dem Marktplatz erzählen könnte?

Wer gibt, dem wird gegeben!

Was hier nach einem Bibelvers klingt, bringt das Konzept auf den Punkt, nach dem Kommunikation in den neuen Sozialen Medien funktioniert: Wer von der Gemeinde wahrgenommen wird als ernsthafter, bereichernder Beitrag zur Gemeinschaft, der wird mit den Früchten der Community belohnt…

So wie früher (auf dem Marktplatz, in der Dorfgemeinschaft etc.) jeder seinen Ruf hatte, sich seine Reputation erarbeitete, muß man sich als Kommunizierender in der Sozialen Online-Gemeinde erst seine Sporen verdienen.

Vom Monolog zum Dialog

Für Unternehmen, die über die Sozialen Medien mit ihren Kunden kommunizieren wollen bedeutet dies: Sie können nicht grundsätzlich davon ausgehen, per se Kompetenz zugesprochen zu erhalten, sondern sie müssen sich diese Kompetenz in der Wahrnehmung ihrer Kunden erst erarbeiten. Dies ist vielleicht der schwierigste Punkt für klassische Marketingbeauftragte in Unternehmen: Kommunikation ist nun nicht mehr unidirektional (vom Unternehmen nach Draußen in die Welt via Werbung und PR) sondern bidirektional (vom Unternehmen zum Kunden, der Fragen stellt zurück zum Unternehmen, das die Fragen beantworten soll). So muß also aus einem Marketing- und Werbe-MONOLOG ein DIALOG werden. Das ist gewöhnungsbedürftig für Firmen…

Social Karma als neue Form der Reputation

Unternehmen, die also in den Dialog mit ihren Kunden gehen möchten, müssen auch gewahr sein, dass sie den selben Regeln unterworfen sind, wie alle am offenen Gespräch teilnehmenden Personen: zunächst muss Vertrauen aufgebaut werden, eine Beziehung muss sich entwickeln und erst wenn die Teilnehmer am Dialog letzlich das Gefühl haben, der Sprecher des Unternehmens hat sich ernsthaft ihrer Gedanken, Bedürfnisse  und Wünsche angenommen, dann werden sie ihn als gleichberechtigten Gesprächspartner akzeptieren.

Jeder Teilnehmer am Dialog (und das gilt auch und besonders für Teilnehmer aus Firmen, denn ihnen haftet zunächst der Geruch der Parteilichkeit für das Unternehmen an) muss sich über Beiträge, regelmäßige Teilnahme, intelligenten Input und aufmerksames Zuhören „credibility“ (Glaubwürdigkeit) erarbeiten. Das Maß der Glaubwürdigkeit bildet dann gewissermaßen das „Soziale Kapital“, das sich der Teilnehmer in der Community erarbeitet hat.

Gemäß der christlichen Weisheit „Gib und dir gegeben werden“ oder der Buddhistischen Lehre des Karma (Was Du tust in diesem Leben, kommt wieder zu Dir im nächsten Leben zurück) könnte man deshalb davon sprechen, dass es bei der Kommunikation in den Sozialen Netzwerken darum geht, sich sein „Soziales Karma“ zu erarbeiten.

OM….

Image: Kookkai_nak / FreeDigitalPhotos.net